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Also, zuerst zum Kölner Frauenstadtspaziergang am letzten Samstag noch der Nachtrag der richtigen Website:
http://www.k-frauengeschichtsverein.de, da dann der Spaziergang für Einsteigerinnen (über Agrippina, die Stadtgründerin der römischen Colonia, über die Verehrung der Isis in der Gegend – ging dann inhaltlich ja nicht nur hier in die Marienverehrung über (Himmelskönigin, Meerstern); die Matronengöttinnen, deren Statuen-Reste sich hier überall von Rhein bis Eifel und Mosel finden (auch bei Zülpich und Charlottenberg); der Hexenprozess gegen die Postmeisterin, das Rituelle Bad der Jüdinnen, Spuren der Seidenmacherinnenzunft, einer der wenigen Frauenzünfte, die es in Europa gab, usw.
Vorfahrinnenspuren?
Tja, und da ich ja vor 10 Jahren in Wien von Erika K. gehört hatte, in Köln hänge in der alten Gemäldegalerie neben dem Dom ein Portrait von einer Frau aus dem Mittelalter, die gleich heißt wie ich, nur mit einem e, wo ich ein ö hab, wollte ich das immer mal aufspüren; hatte schon in Zülpich von einer Kölnerin gehört, dass die Museen-Galerien neu aufgeteilt sind, wollte es aber trotzdem versuchen zu finden
Also, am Samstagvormittag zuerst ins Kölner Stadtmuseum, wo auch mittelalterliche Kunst ausgestellt war – leider Fehlanzeige! – die Frau an der Kassa, der ich beim Reinkommen mein Anliegen erzählt hatte, war sehr nett und gab mir mein Eintrittsgeld zurück, als ich nach einer Viertelstunde unverrichteter Dinge wieder abzog
Gut, zur nächsten Möglichkeit – ins neue Wallraff-Richartz-Museum, auch in der Innenstadt, dorthin sei ein Teil der Sammlungen des Mittelalters gekommen – in dem flachen Neubau gehe ich gleich zum Informationsschalter – der freundliche ältere Herr dort desillusioniert mich gleich – in den beiden Werksverzeichnissen, die er hat, scheint kein Motiv mit einer Frau mit ähnlichem oder gleichem Namen wie meinem auf – es ist seiner Ansicht nach sehr unwahrscheinlich, dass das Bild wieder irgendwo hängt, selbst wenn es vor 10 Jahren ausgestellt gewesen sei, die Depots seien ja sooo riesig – aber ich solle doch am Dienstag Frau Sowieso in der Bibliothek vom dritten Museum anrufen, die sei sicher für die Recherche die richtige ...
Naja, denke ich mir – ich mit meinem fixen Ideen, in Köln gibt es wirklich andere Dinge zu tun als hinter dem Bild einer Namenskollegin aus dem Mittelalter herzujagen, und drehe mich um und gehe 10 Schritte weiter zu dem Museumsbuchgeschäft, vor dem auch 3 Postkartenständer stehen; nochmals blitzt aber der Gedanke auf, „ich finde sie! Ich finde sie!“ und ich zupfe die erste Postkarte mit einem Frauenportrait raus – es ist ein Käthe Kollwitz-Selbstbildnis, ich muss grinsen, weil ich an den Hinweisschildern zu ihren Museen sowohl in Hamburg als auch in Berlin vorbeigekommen war, aber nie die Zeit gehabt hatte, hineinzugehen – des Unterbewusstsein arbeitet also!
Die zweite Karte, die ich nehme, ist eindeutig ein mittelalterliches Bild von einer noblen jungen Frau, ich drehe sie um, und ... ich glaub, ich träume ... da steht, es ist BS (mit e statt meinem ö), gemalt von Hans Burgkmayr dem Älteren – ich platze raus, „ich hab sie, ich hab sie“ und schnappe die Karte und laufe hinüber zu dem Informationsstand und wedle dem alten Herrn mit der Karte vor der Nase – er ruft auch ganz aufgeregt zu seiner Kollegin, die ihn gerade ablösen will, „sie hat sie, sie hat sie!“ – er kommt hinter seinem Schalter hervor und nimmt mir die Karte weg und läuft mir voraus wieder zu dem Buchgeschäft und fragt dort den jungen Mann hinter der Kassa, „wenn es da eine Karte gibt, in welchem Buch ist das Bild?“ – der junge Mann versteht nicht und zuckt die Schultern – da kommt schon ein anderer, der offenbar auch hier als Buchhändler arbeitet, und bemerkt trocken, „als er das Motiv auf der Karte gesehen hat, „das is in gar keinem Buch, das is keines der Hundert Meisterwerke, aber das hängt hier im ersten Stock!“
„Was, das hängt hier? Aus welcher Zeit ist das? In welchem Saal?“ – Der alte Herr und ich fragen nun wirklich sehr aufgeregt durcheinander, und ich erzähle nochmals, dass ich auch so heiße und vor 10 Jahren von dem Bild gehört habe, etc. etc.
Der Buchhändler wiederholt, „ ja, det hängt gleich oben im Saal neben der Treppe und ist ein Brautbildnis, sie hat ja die Maiglöckchen in der Hand, und der Bräutigam, der is gleich dagegen gehängt!“
Ich bin immer noch ganz baff über den wirklich großen Zufall, es gefunden zu haben, und bezahle die Karte; der alte Herr ist inzwischen wieder zu seinem Schalter geeilt und winkt mir, ich solle zu ihm kommen. Im Ordner mit den Saalinhalten hat er inzwischen unter dem Namen des Malers nachgeschaut und kann mir nun genau sagen, es ist Saal 12, und es ist aus dem Anfang des 16. Jh., auch Ehemann Hans ist dort ausgestellt. Ich lasse es mir aufschreiben, denn inzwischen ist es schon 13.45 und wenn ich den Frauen-Stadtspaziergang um 14h nicht versäumen will, sollte ich nun rüber zum Treffpunkt beim Römisch-Germanischen Museum. Das Wallraff-Museum hat bis 18h geöffnet, und ich kann meine Namensvetterin sicher heute noch ausgiebig studieren!

Den Spaziergang machte ich mit – wurde sehr gut geführt und mit vielen Bezügen zu heutigem Frauenleben, histor. Inhalte siehe oben, dann suchte ich im Wallraff-Museum das Portrait der Namenskusine auf – eine Patrizierstochter aus Augsburg, wie schon erwähnt, die zur Verlobung oder Hochzeit die beiden Bilder von sich und dem Bräutigam bekam – so um 1504-07; danach war sie noch 2x verheiratet – ob sie wirklich eine Ahnin von mir ist – das ist einer andere Recherche und eine andere Geschichte! Falls Ihr mir nicht glaubt – ich bringe die Postkarte als Beweisstück mit!

Nach der Aufregung und Erleichterung über das tolle Ergebnis meiner Hartnäckigkeit genehmigte ich mir ein leckeres Süppchen und eine heiße Schokolade mit Mandarinen-Joghurt-Torte im Museums-Café.
 

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